Fast IT, Kern IT, Factory IT, Right-Speed IT, ... ist Schnelligkeit heute entscheidend?

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Die IT muss heute die schnelle preiswerte experimentelle Umsetzung von Ideen (Agilität) genauso unterstützen wie den Spaß und die Freude der Nutzer bei der Arbeit (User Experience). Die Zuverlässigkeit und Sicherheit sowie die Effizienz der Prozesse wird selbstverständlich weiterhin vorausgesetzt. Deswegen wird heute zunehmend kontrovers über Fast IT, Kern IT, Factory IT oder Right-Speed IT diskutiert. Im Kern ist das Ziel, agile und integrierende Methoden für die Auswahl, den Einsatz oder die Entwicklung von digitalen Lösungen in den Unternehmen zu verankern. Dazu braucht es das richtige Werkzeug.

IT wird heutzutage häufig in drei Kategorien eingeteilt: Schatten IT, Kern IT und Fast IT.

Schatten IT heißt, dass Projekte mit IT Bezug in den Fachabteilungen selbst ohne die Beteiligung der IT-Abteilung durchgeführt werden. Dies wird oft kritisch gesehen, ist jedoch aufgrund von Ressourcenmangel gängige Praxis.

Als Kern IT wird alles bezeichnet, was die IT-Abteilung bereits seit Jahrzehnten verantwortet. Die Kern IT ist die Basis der Wertschöpfung des Unternehmens - ERP, HR, CRM oder die Anlagensteuerung sind neben dem Betrieb der Netzwerke und der Serverlandschaft klassische Bereiche.

Die Fast IT ist eine neuartige Betrachtungsweise. Dort starten heute Projekte mit der Maßgabe, dass sie preiswert begonnen und nach Bedarf auch wieder beendet werden können. Im Gegensatz dazu geht die Kern IT davon aus, dass jedes Projekt erfolgreich sein wird und jede der damit verbundenen Aktivitäten dauerhaft ist.

Die Einordnung von Schatten IT, Kern IT und Fast IT wurde in folgendem Artikel, an dem die hier dargestellte Betrachtungen angelehnt sind, sehr gut herausgearbeitet:

How IT can learn to stop worrying and love the cloud

Beispiele aus den Bereichen Fast IT / Kern-IT

Die Fast IT Anwendungen sind sehr vielfältig.

Warum benötigen Unternehmen Fast IT?

Unternehmen müssen sich schnell anpassen können und einzelne agile Geschäftseinheiten müssen mit der Umsetzung neuer Ideen schnellstmöglich loslegen können, bevor die Wettbewerber die Chance erkannt haben. Sie müssen solche Aktivitäten auch schnellstmöglich beenden können, wenn sie mal nicht zum Erfolg geführt haben sollten.

Im Kern beruht die Fast IT auf der wissenschaftlichen Methode des Experiments. Da man nicht weiß, was funktioniert und wie es funktioniert bzw. was die Ursache und die Erklärung sind, werden Experimente durchgeführt. Wichtig ist dabei, dass die Ergebnisse messbar bzw. prüfbar sind. Dies ist ein Paradigmenwechsel verglichen mit der Kern IT.

Fast IT Anwendungen eines großen Filialisten

Alle Bereiche des Unternehmens sind "betroffen".

Deloitte zu Right-Speed IT

Auch Deloitte hat sich dem Thema intensiv angenommen und eine Unterscheidung zwischen Factory IT und Fast IT gezogen sowie darauf hingewiesen, dass eine Right-Speed IT benötigt wird: "Der Megatrend Digitalisierung erfordert ein radikales Umdenken in der Unternehmens-IT. Dabei führt der Weg zu einer Right-Speed IT für viele Unternehmen über eine IT Organisation der zwei Geschwindigkeiten – die bi-modale IT. Diese fußt auf einer effizienzgetriebenen Factory IT und einer innovationsgetriebenen Fast IT."

Konsequent ist Fast IT nicht nur Sache der IT. Sie benötigt einen integrierten vom Business getriebenen IT-Ansatz. Factory IT und Fast IT Projekte entstehen laut Deloitte "durch eine gemeinsame digitale Strategie; Business und IT verschmelzen in Business Relationship Management und digitalen Projekten."

Es wird die richtige Balance zwischen durch Effizienz und durch Innovation getriebenen Ansätzen und Rollen gefordert. Für die Fast IT gibt es nicht das eine universelle Organisationsprinzip. Jedes Unternehmen hat im Gegenteil die Aufgabe, die individuellen Stärken des Business damit ganz individuell passend zu stärken.

Mehr Effizienz in der Projektorganisation oder dem Kundenkontaktmanagement bis hin zu - beispielsweise als Start-up - ausgegründeten Unternehmen oder gar Inkubatoren können in Frage kommen. Eine zeitgemäße digitale Strategie wird jedoch immer Customer Value und Customer Experience in den Fokus rücken und darauf abzielen, eine "digitale Kultur" im gesamten Unternehmen sich entwickeln zu lassen und dann dauerhaft zu verankern.

Die Factory IT (oder auch Kern IT) geht von der vollständigen Kontrolle über die klassische IT aus - Hauptargument ist eine sichere und stabile IT Architektur sowie ein effektiver IT Support, die das Business vollumfänglich unterstützen.

Während die Factory IT auf das unternehmenskritische Backend fokussiert, steht bei der Fast IT das Frontend mit schnelleren Lebenszyklen im Vordergrund. Nach einer erfolgreichen Fast IT Etablierung müssen Factory IT und Fast IT zu einer Einheit geformt werden.

Deloitte argumentiert weiter: "Neben dem Beitrag jedes Mitarbeiters hat auch das Management einen erheblichen Anteil an der erfolgreichen Umsetzung. Die Organisation muss verstehen, dass beide Modi Vor- sowie Nachteile mit sich bringen. Right-Speed IT bedeutet, die Geschwindigkeit der IT je nach Anwendungsszenario anzupassen."

Was sind die operativen Konsequenzen?

Bei jedem einzelnen Projekt wird der richtige Ansatz ausgewählt. Hier wird bewusst abgewogen, wer Projekte wie umsetzt. Es ist ausdrücklich erwünscht, dass Fachabteilungen alleine IT-Projekte umsetzen, sofern dies möglich ist. Mittelfristig sollte das Denken in verschiedenen Kategorien (Kern oder Fast IT) aufgelöst werden.

Das Business genauso wie die IT-Abteilung ist immer in der Umsetzung digitaler Lösungen eingebunden und zwar über die ganze Lebensdauer.

Die organisatorische Herausforderung liegt darin, einen Ausgleich zwischen Factory IT und Fast IT zu gewährleisten. Dies umfasst auch die gegenseitige Wertschätzung und die Festlegung der Entscheidungsträger sowie die Abwägung der Entscheidungen. Organisatorisch kann dies beispielsweise durch eine agile Projektorganisation, ein Center of Excellence (CoE) oder sogar externe Inkubatoren bzw. Start-ups unterstützt werden.

Weitere Informationsressourcen Fast IT und Trends in der IT

Aus der Perspektive des Netzwerks resp. der Sicherheit hat sich Cisco um die Perspektive Fast IT gekümmert und festgestellt: "90 % der IT-Verantwortlichen verbieten die private Internetnutzung auf Unternehmensgeräten; mehr als ein Drittel geben jedoch an, dass sich die Mitarbeiter nicht daran halten."

Somit rücken Netzwerk- und Sicherheitsaspekte ins Zentrum.