Ein Oberfränkischer Hidden Champion wird zehn Jahre alt und hat dennoch keinen Geburtstag!

Die Oberfränkische Wirtschaft im Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden der LivingLogic AG aus Bayreuth, Dr. Alois Kastner-Maresch

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IHK: Herr Dr. Kastner-Maresch, am 29.02. wird LivingLogic zehn Jahre alt. Gleich vorweg: Mich hat sehr überrascht, dass Sie auf Ihrer Website dazu aufrufen, LivingLogic bei der Positionierung zu unterstützen. Mit zehn Jahren muss man seine Position doch gefunden haben?

Dr. AKM: Wissen Sie, viele reden von Web 2.0. Und was bedeutet Web 2.0? Simpel gesprochen: Viele Menschen beteiligen sich — im Internet. Im Fall unserer Positionierung bedeutet dies: Wir beziehen Kunden, Partner und alle Freunde von LivingLogic in die Bestimmung unserer Positionierung mit ein — informieren Sie sich auf unserer Homepage und schreiben Sie uns eine Mail!

IHK: Was kam denn bisher dabei heraus?

Dr. AKM: Haben Sie schon mal über sich selbst nachgedacht? Schwierig, nicht wahr? Da hilft es, wenn gute Freunde ihre ehrliche Meinung sagen. Ähnlich ist es bei der Positionierung. Zu Ihrer Frage: Was denn nun dabei rauskam. Man traut LivingLogic zu, unmöglich Erscheinendes zu schaffen. Dazu braucht es immer eine außergewöhnliche, kreative Lösung und Leistung. Und genau diese suchen und finden unsere Kunden laut eigener Aussage bei uns. Das ist der Kern dessen, was wir am häufigsten zu hören bekamen. Natürlich wurde auch auf unsere Produkte und deren Eigenschaften Bezug genommen, aber das trifft nicht den eigentlichen Kern. Dabei ist es oftmals der zweite Lösungsversuch eines Kunden, der dann zum Erfolg führt — damit wir uns richtig verstehen: der erste war mit einem anderen Dienstleister misslungen. Wir betrachten uns nicht als Dienstleister — als Diener des Kunden — sondern als Helfer, der in anspruchsvoller Mission maßgeblich zum Erfolg des Kunden beiträgt. Drei Beispiele möchte ich dazu nennen:

  • Bei Apollo-Optik haben wir die internen Prozesse durch Lösungen für das Intranet effizienter gemacht.
  • Für deraktionaer.de wurde ein Powereditor entwickelt, mit dem per „Drag and Drop” Inhalte zusammengebaut werden können (ein- schließlich Bildern und Videos). Dadurch wurde die Anzahl der pro Tag geschriebenen Artikel vervielfacht!
  • Bei Strobel-Quarzsand stammt die komplette Betriebssoftware und zusätzlich die Technik hinter der Website seit inzwischen fast zehn Jahren von LivingLogic (googeln Sie mal nach „quarzsand“).

Nochmals zurück zur Positionierung: Wir hatten vor, dass wir uns bis zum 4. Quartal 2009 bereits positioniert haben. Projektarbeit und Wachstum sowie die Weiterentwicklung der Produkte haben jedoch unsere ganze Kraft gebunden.

IHK: Ja, aber kann das Unternehmen von diesen Projekten gut leben?

Dr. AKM: Sehr wohl können wir davon gut leben. Es ist manchmal zwar ärgerlich, wenn — wie bereits erwähnt – ein Kunde beim ersten Versuch einer Lösung ein Mehrfaches von dem Budget in den Sand gesetzt hat — verglichen mit dem, was nun der erfolgreiche zweite Versuch kosten darf. Aber so ist nun mal das Leben. Den überwiegenden Teil des Umsatzes erzielen wir mit „unmöglichen” Aufgaben. Wichtig ist dabei: 2002 haben wir beschlossen, dass wir auch die Werkzeuge selber herstellen — nur so können wir alle Anforderungen erfüllen. Kennen Sie dies von guten Industrie- und Handwerksunternehmen? Sie fertigen ihre Werkzeuge selber an, mit denen sie sich von der Leistung ihrer Mitbewerber abheben. Wir hatten in den Anfangsjahren bei Großprojekten von Pixelpark und Kabel New Media wie beispielsweise bild.de mitgearbeitet und gesehen, dass die verwendeten Produkte und Technologien für den Mittelstand nicht geeignet sind.

Das bestärkte uns darin, dass wir Werkzeuge nach eigenen Qualitätsmaßstäben brauchen, um Lösungen maßgeschneidert anbieten zu können und auch „Unmögliches” zu schaffen. Daraus entwickelten sich unsere drei Standardprodukte zum Content Management, Online-Verkauf (Webshop) und zum Bau von Anwendungen (Web Application Framework).

IHK: Bitte schildern Sie uns einige „unmögliche” Aufgaben, damit greifbar wird, was Sie damit meinen.

Dr. AKM:

  1. Für den Finanzdienstleister Jung, DMS & Cie. wurde in nur vier Monaten für eine Messe ein komplett neues Maklerportal für die Beratung von Anlegern gebaut.
  2. Für das iPhone wurde eine App-„Börse” gewünscht. LivingLogic erstellte die erste Version, war damit als „Technologie-Scout” tätig und übergab das Produkt zur Weiterpflege an den Kunden.
  3. Für Apollo-Optik wurde in nur 1,5 Tagen ein komplettes eLearning-Werkzeug inkl. Tests für sechs Kurse erstellt. Mitarbeiter in den Filialen können so effizient qualifiziert und ihr Kenntnisstand online geprüft werden.
  4. Denken Sie auch an die „Unmöglichkeit” von Top-Google-Positionierungen für allgemeine Begriffe. Da gibt es bei den meisten Systemen riesige technische Hürden.

Mit dem LivingLogic-System kann man Google-freundliche Websites erzeugen ... versuchen Sie mal unter „flyer” ganz nach oben zu kommen ... flyerpilot.de ist unter den ersten fünf Positionen zu finden. Flyerpilot war unser Meisterstück im Jahr 2009 – es enthält alles, was man für ein Online-Geschäft heute braucht! Profilösungen von Profis erstellt mit Profiwerkzeugen ist die Mission.

IHK: Warum haben Sie ein eigenes CMS entwickelt, wo es doch bereits so viele gibt.

Dr. AKM: Diese Fülle gab es nicht, als wir das Unternehmen am 29.02.2000 gründeten. Außerdem findet man die Antwort auch in Ihrem Haus!

IHK: Wie meinen Sie das? Dr. AKM: Im Jahre 2003 wurden im Auftrag der IHK Bayreuth 68 CMS-Systeme verglichen. Das LivingLogic-CMS erwies sich als das sicherste, und zwar wegen seiner High-end-Technik (Oracle, Java). Diese Sicherheit kommt allen Kunden zugute.

IHK: Zwei Fragen drängen sich mir auf:

  1. Warum haben Sie Ihr CMS nicht von Beginn an aggressiv vermarktet?
  2. Sie sind weniger als 20 Leute. Wie können Sie da so umfangreich und individuell Kunden zufrieden stellen?

Dr. AKM: Frage eins erklärt sich mit dem Fakt hinter der Frage 2: Wir wollten nicht beliebig wachsen und uns von unseren Leisten entfernen — den Innovationsprojekten mit besonderen Herausforderungen. Wir hätten die Firma komplett anders aufstellen müssen — 10–20 Vertriebsleute, ganz andere Typen von Menschen, ... und wir hätten viel Geld gebraucht, bis diese Vertriebsschiene richtig zum Laufen gekommen wäre. Dabei wollten wir uns nicht in größere Abhängigkeiten begeben und nicht in eine Richtung wachsen, die dem Team fremd ist.

Zum Teil 2 der Frage: Im Jahr 2009 wurde es in der Tat sehr eng mit den Ressourcen, das müssen wir eingestehen. Wir können durch eigene Werkzeuge sehr effizient arbeiten und waren dadurch gut vorbereitet. Der Projektdruck im letzten Jahr hat offengelegt, wo wir noch effizienter werden können.

Diese Effizienz hat LivingLogic auch auf Standardprodukte übertragen. Davon sollen möglichst viele profitieren. Oft übernehmen Agenturpartner die komplette Anpassung. Die Softwarelösung kann beibehalten werden, wenn Kunden die Agentur wechseln! Es wird ein anderes Layout daüber gelegt, das ist schon alles. Die Lösungen und Systeme sind auf (High-end) Standards aufgebaut (CSS, Oracle-Datenbank, Java) und erfüllen damit auch die Ansprüche von Großunternehmen. Wachsen Sie, unsere Lösungen wachsen mit. Dabei können Internet, Intranet und Extranet gleichermaßen auf einer technischen Infrastruktur aufgesetzt werden. Dies ist für viele Leute kaum vorstellbar, aber unendlich vorteilhaft — die IT-Abteilung muss da nicht erst überzeugt werden. Aus Erfahrung ist bekannt, dass Schnittstellen immensen Aufwand machen und dass ein einziger zuverlässiger Ansprechpartner, auf den man sich einmal eingestellt hat, sehr wertvoll ist. Wenn der Lösungspartner dann auch noch andere Softwarekomponenten liefern kann, z. B. Logistiklösungen basierend auf RFID (für die Produkterkennung) oder GPS (für die Satellitenortung) oder als mobile Anwendung auf dem iPhone, dann ist man für die Zukunft gerüstet.

IHK: Wie hat sich LivingLogic wirtschaftlich entwickelt und wie stabil ist LivingLogic?

Dr. AKM: Fakt ist: Die LivingLogic AG hat 2008 das beste Ergebnis (Umsatz und Gewinn) seit ihrer Unternehmensgründung erzielt und 2009 konnte das Ergebnis sogar noch übertroffen werden! Die letzten Jahre verzeichnen wir permanent einen positiven Cashflow. Das Konzept eigener Produkte hat sich ausgezeichnet bewährt.

Nun werden wir unsere Produkte Schritt für Schritt in Open Source Software überführen. „The next big Step“ — und der entscheidende Schritt für den Durchbruch auf breiter Front. Dazu brauchen wir möglichst viel Unterstützung.

IHK: Sie machen Ihre Produkte Open Source?

Dr. AKM: Wir haben bereits eine lange Tradition bei Open Source. Ja, unser Content Management System XIST4C wird Open Source — ohne Wenn und Aber. Die Ziele sind: Wir wollen eine hohe Verbreitung! Wir wollen Sicherheit für unsere Kunden! Wir wünschen uns Offenheit und Zuarbeit von außen.

IHK: Was haben Sie für 2010 noch alles vor?

Dr. AKM: In unserem Jubiläumsjahr werden wir einige Veranstaltungen — wir nennen sie „Begeisterungsmomente” — organisieren. Wir wollen darüber im Moment noch nicht zu viel verraten. Nur so viel, am 1. März geht es los. Der 29.02., Gründungstag der LivingLogic AG, fällt ja heuer leider aus. Für uns und unsere Kunden, Partner und Freunde findet er trotzdem statt. Wir haben ihn einfach auf das ganze Jahr 2010 ausgedehnt!

IHK: Wie kommt man denn auf so was?

Dr. AKM: Wissen Sie, meine Eltern waren sich einig, dass sie mein Leben nicht zu Beginn mit einer Lüge belasten dürfen und haben mich trotz der Empfehlung der Hebamme auf den 29.02. schreiben lassen — nachdem ich an einem 29. Februar um 1 Uhr in der Nacht das Licht der Welt erblickte ... Das war richtig so, und da bin ich ihnen sehr dankbar!

Ein Ergebnis ist auch das Jubiläumsjahr 2010 von LivingLogic.

IHK: Eine nette Erklärung. Wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen der LivingLogic AG alles Gute.